Audiotour

01
Lange Halle (Westen)
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Herzlich Willkommen im Burgkloster! Sie befinden sich hier in der Langen Halle, dem ältesten Teil des Klosters. Das Burgkloster erhielt seinen Namen von der Burg, die hier auf dem Hügel strategisch günstig gelegen war. Die Burg war wechselweise im Besitz von Dänen und Deutschen. Auf dem Burghügel wurden außerdem die Reste einer jungslawischen Befestigungsanlage aus dem 11. Jahrhundert gefunden.

Um 1225 wurde die zu der Zeit dänische Burg von den Lübeckern zerstört. Das Dominikanerkloster wird hier erstmals 1229 schriftlich bezeugt. Es wird anstelle einer Burg auf den alten Burgmauern errichtet. Teile der alten Mauern lassen sich in der Wand links neben dem Eingang noch heute erkennen. Das Kloster wurde im Jahre 1539 im Zuge der Reformation aufgelöst. Die Gebäude wurden seitdem unterschiedlich genutzt, als Armenhaus, als Gericht und als Museum.

Die Lange Halle war zunächst ein freistehender Saal ohne Gewölbe. Die anderen Gebäude der Klosteranlage wurden erst nach und nach hinzugefügt. Auch die Lange Halle wurde immer wieder umgebaut. Dabei wurden zum Beispiel das Gewölbe eingezogen und die Mittelsäulen errichtet. Zeitweise war die Halle in drei Räume aufgeteilt. Dies bezeugt die unterschiedliche Gestaltung der Säulen. Auch die verschiedenen Fassungen und Versionen der Wand- und Deckenmalereien erzählen von vielen Umbauten und Umgestaltungen. Den hinteren Teil der Halle, ganz im Osten bei den Fenstern, nutzten die Mönche in den Sommermonaten als Speisesaal. Das ist das sogenannte »Sommerrefektorium«.

Long Hall (West)

Welcome to the Castle Friary! You are now in the Long Hall, the oldest part of the friary. The Castle Friary takes its name from the castle that stood in a good strategic position on this hill. The castle was owned alternately by Danes and Germans. Also found on the Castle Hill were the remains of a XXX Slavic fortress from the 11th century.

In around 1225 the people of Lübeck destroyed the castle, which was Danish at the time. The first written evidence of the Dominican friary dates from 1229. It was built to replace the castle and made use of the existing castle walls. Some of them can still be seen today in the wall to the left of the entrance. The friary was dissolved in 1539 in the course of the Reformation. Since then the buildings have been used as an almshouse, as a law court and as a museum.

The Long Hall was initially a free-standing building without a vaulted ceiling. The other friary buildings were only added successively afterwards. Even the Long Hall was modified frequently over the years. In one construction phase the vaults and the central pillars were added. At times the hall was divided into three rooms. This can be seen from the different designs of the pillars. The different versions of the paintings on the walls and ceilings also tell of the many modifications and redesigns. In the summer months the friars used the rear section of the hall, to the east where the windows are, as a dining room. It is therefore known as the summer refectory.

02
Lange Halle (Osten)
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Das Burgkloster ist eng mit der Schlacht von Bornhöved verbunden. Dort gelang den Lübeckern und ihren Verbündeten am Maria-Magdalenen-Tag, dem 22. Juli 1227, der entscheidende Schlag, um die langjährige dänische Herrschaft zu beenden. Der Sage nach geht der Sieg auf die Hilfe der Heiligen zurück. Daher stifteten die Bürger Lübecks das Kloster Maria Magdalena zu Ehren. Dazu luden sie die Dominikaner in ihre Stadt ein. Die Dominikaner sind ein Bettelorden. Oberstes Prinzip der Gemeinschaft ist die Besitzlosigkeit. Der Ordensgründer, der Heilige Dominikus, stammt aus Kastilien in Spanien. Er lebte von etwa 1172 bis 1220. Zu der Zeit geriet der verschwenderische Lebensstil der Geistlichen in Verruf. Dominikus besann sich auf das schlichte Leben, das die Apostel geführt hatten. Neben seinem Orden entstanden im 13. Jahrhundert weitere Bettelorden, unter anderem die Franziskaner und die Karmeliter. Der offizielle Name der Dominikaner, »Orden der Predigtbrüder«, verweist auf den zweiten wichtigen Grundsatz der Mönche: die Predigt. Im Gegensatz zu bisherigen Orden wie den Benediktinern zog es die Mönche nicht in einsame Klöster sondern in Konvente am Rande der Städte. Näher bei den Menschen konnten sie besser für deren Seelenheil sorgen. Die Dominikaner nehmen die Beichte ab, halten Messen und predigen das Evangelium.

Als Besitzlose sind die Bettelmönche auf Spenden angewiesen. Wichtige Gönner waren sogenannte Bruderschaften. In diesen schlossen sich Bürger, also Laien, zusammen. Vor allem beteten sie gemeinsam und gedachten ihrer verstorbenen Mitglieder. Versammlungen der Bruderschaften waren aber auch wichtige Orte um Kontakte zu knüpfen und um Geschäfte einzufädeln.

In der Regel war eine Bruderschaft einem bestimmten Konvent eng verbunden. Sie spendeten vor allem »ihrem« Konvent. Im Gegenzug konnten die Mitglieder auch in den Klosterräumen tagen. Im Burgkloster ist der Tagungsort nicht überliefert. Wahrscheinlich fanden die Zusammenkünfte hier statt, entlang der Fenster in der Langen Halle.

Long Hall (East)

The Castle Friary is closely linked with the Battle of Bornhöved. It was there on 22 July 1227, the feast day of St. Mary Magdalene, that the Lübeckers and their allies struck a decisive blow that put an end to many years of Danish rule. According to the legend the victory was due to the saint’s intervention, so the citizens of Lübeck founded the friary in honour of St. Mary Magdalene. They invited the Dominicans to their city to run it. The Dominicans are a mendicant order and the guiding principle of their community is poverty. St. Dominic, the founder of the order, was born in Castile in Spain. He lived from around 1172 until 1220. At that time the extravagant lifestyle of the clergy was bringing the Church into disrepute. Dominic looked back to the simple life that the apostles had led. Other mendicant orders as well as his were established in the 13th century, including the Franciscans and the Carmelites. The official name of the Dominicans, the Order of Preachers, refers to the friars‘ second important precept: preaching. In contrast to the existing monastic orders, like the Benedictines, the friars did not withdraw to secluded monasteries, but lived in priories near towns. Being closer to the people enabled them to work more intently for their salvation. Dominicans took confessions, celebrated masses and preached the Gospel.

Having taken a vow of poverty, the mendicant friars were dependent on donations. Among their main patrons were associations known as confraternities, to which the lay people in the city belonged. The confraternities mainly prayed together and commemorated their deceased fellows. Meetings were also a good opportunity to make contacts and do deals, however.

A confraternity was generally closely linked with a particular friary. Donations mostly went to „their“ friary. In exchange, the members were allowed to hold their meetings in the friary building. We have no record of where exactly in the Castle Friary the meetings took place, but it is likely that the members congregated here, by the windows of the Long Hall.

03
Lange Halle (Wandschmuck)
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Die Wände im Burgkloster waren wohl zu jeder Zeit farbenfroh ausgemalt. Zwei besonders bemerkenswerte Details finden Sie hier in der Langen Halle. Schauen Sie auf die ehemalige Fensteröffnung an der Wand rechts neben den Fenstern. Das Profil ist mit roten und grauen Vierecken verziert. Mit weißen Strichen wurden Fugen imitiert. Besonders interessant sind hier die kugelförmigen Applikationen auf den Bögen. Eine solche Architekturzier ist in Norddeutschland sehr ungewöhnlich. In spanischen Klöstern wurden solche Applikationen häufiger verwendet. Man vermutet, dass die Lübecker Dominikaner diesen Bauschmuck bei ihren Ordensbrüdern in Südeuropa gesehen und hier imitiert haben. Dies zeigt auch, wie weit die Ordensbrüder im 15. Jahrhundert herumgekommen sind.

Die zweite bemerkenswerte Wandgestaltung finden Sie ein Joch weiter rechts, über dem Durchgang zum Winterrefektorium. Hier sehen Sie einen Stammbaum der Dominikaner. Eine weitere Stammbaumdarstellung gibt es hier im Kloster im Kreuzgang, rechts neben der Sakristei. Das Motiv eines Stammbaums findet man in der mittelalterlichen Kunst häufiger. Meist wird der Stammbaum Jesus’ dargestellt, die sogenannte »Wurzel Jesse«. Hier im Burgkloster werden Dominikaner innerhalb der Ranken dargestellt. Erkennbar sind die Ordensbrüder an ihrem Habit, also an ihrer Ordenskleidung. Durch die Darstellung ihrer Herkunft wird der Ordensgründer, der Heilige Dominikus, geehrt. Andererseits verdeutlichen die Dominikaner so ihre Herkunft, die Stammbaum-Darstellungen sind also auch identitätsstiftend.

Long Hall (Wall Decorations)

The walls of the Castle Friary would have been painted in bright colours. You can see two particularly interesting details here in the Long Hall. If you look at the wall to the right of the windows you will see what used to be a window. The frame is decorated with red and grey squares. White lines imitate the joints. Of particular interest here are the spherical applications on the arches. This kind of architectural ornamentation is very unusual in northern Germany. In Spanish friaries this kind of spherical application is used frequently, however. It is thought that the Dominican friars in Lübeck must have seen these decorations when visiting their Order in southern Europe and imitated them. This also shows how far the friars travelled in the 15th century.

The second noteworthy fresco can be seen one bay further to the right, above the passageway to the winter refectory. Here you can see the genealogy of the Dominicans. Another depiction of their genealogy can be found in the cloisters of the friary, to the right of the sacristy. The motif of a family tree is common in medieval art. Mostly it is the genealogy of Jesus Christ that is depicted, known as the Tree of Jesse. Here in the Castle Friary the Dominicans are portrayed among the branches. They can be recognised by their ‚habit‘, as their friar’s robes are known. By depicting their origins, the friars pay tribute to St. Dominic, the founder of their order. At the same time, by emphasising their heritage, the Dominicans‘ illustration of their family tree serves to reinforce their sense of identity.

04
Winterrefektorium
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Sie befinden sich jetzt im Winterrefektorium, dem zweiten Speisesaal des Klosters. Hier nahmen die Dominikaner zwei Mal täglich ihre Mahlzeiten während der kalten Monate ein. Die Grundrisse der Klöster ähneln sich in der Regel, daher würde man an diesem Ort einen anderen Raum als den Speisesaal erwarten. Vier verschiedene Darstellungen von Gastmahlszenen auf Konsolen hier im Raum belegen jedoch, dass es sich um das Refektorium gehandelt haben muss. Die Konsolen sind die verzierten Steine etwas über Augenhöhe am unteren Ende der Kreuzgewölberippen. Im Kreuzungspunkt der Rippen, ganz oben im Gewölbe, sitzen die ebenfalls verzierten Schlusssteine.

Hier im Winterrefektorium lassen sich insgesamt sieben verschiedene Fassungen der Wand- und Gewölbemalerei nachweisen. Im ganzen Kloster wurden die Malereien immer wieder erneuert und den jeweils aktuellen Entwicklungen und Moden angepasst.

Die siebte und letzte Fassung wurde lange nach der Nutzung des Gebäudes als Kloster angebracht. Sie stammt aus der Epoche des Barock, die ihre Hochzeit im 17. Jahrhundert hatte. In dieser Zeit wurde das Winterrefektorium als Ärztebibliothek genutzt. Die großen, rötlichen sogenannten »Arkanthusranken« links neben der vermauerten Tür gehören zu dieser Fassung.

Die rötlichen Blumen in dem Bereich darüber gehören vermutlich zur zweiten Fassung der Malerei. Auch die Lilien-ähnlichen Kelche und die schwarzen Rankenstängel mit grünem Blattwerk gehören dazu. Diese Fassung entstand vermutlich im frühen 14. Jahrhundert.

Viele weitere Details zu den Darstellungen auf Konsolen und Schlusssteinen, zu den Malereifassungen und zur Restauration des Raumes finden Sie in den Blätterbüchern, die auf den Bänken am Fenster ausliegen.

Winter Refectory

You are now in the winter refectory, the friary’s second dining room. This is where the Dominicans ate their two meals a day during the cold months. The floor plans of the friaries are generally similar, so one would normally expect something other than the refectory in this location. However, many different paintings on the consoles showing meals with guests indicate that this must have been a refectory. The consoles are the decorated stones, slightly above eye level, at the bottom end of the vault ribs. Where the rips meet at the top of the vault are the keystones, which are also decorated.

A total of seven different versions of the frescoes on walls and vaults have been found here in the winter refectory. The paintings throughout the friary were renewed repeatedly and adapted in line with the latest developments and fashions.

The seventh and final version was painted long after the building ceased to be used as a friary. It dates from the Baroque era, which was at its height in the 17th century. In this period the winter refectory was used as a medical library. The large, reddish acanthus leaves to the left of the bricked-up doorway belong to this version.

The reddish flowers in the area above them probably belong to the second version of the painting. Also part of this version are the lily-like trumpets and the black stems with green leaves. This version was probably painted in the early 14th century.

You can find many other details about the paintings on consoles and keystones, the different versions of the paintings and the restoration of the room in the books that are lying on the benches next to the window.

05
Kreuzgang (Osten)
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Sie befinden sich nun im Kreuzgang. Der Kreuzgang ist in der Regel um den Innenhof des Klosters gebaut. Über den Kreuzgang werden die Räume und Gebäude des Klosters erschlossen. Der Kreuzgang dient den Brüdern zur Kontemplation, zur inneren Einkehr und religiösen Betrachtung. Man wandelte durch den Kreuzgang, betete, und dachte nach.

Viele Bettelordenklöster, zu denen auch das Dominikanerkloster gehört, verfügen über zwei Kreuzgänge. Ein Kreuzgang stand Besuchern offen. Hier konnten sich Gäste und Brüder begegnen. Der zweite Kreuzgang diente nur der Kontemplation. Hier im Burgkloster gab und gibt es jedoch nur den einen Kreuzgang. Manche Historiker haben die Vermutung aufgestellt, dass die Dominikaner hier in Lübeck vielleicht besonders »bürgernah« waren. Mit Sicherheit lässt sich das aber nicht sagen.

Der Kreuzgang ist vermutlich um 1350 im Zuge reger Bautätigkeit im ganzen Kloster entstanden. Wie alle Räume des Klosters war er farbenfroh ausgemalt. Es wurden im Kreuzgang insgesamt sechs unterschiedliche Fassungen nachgewiesen. Die Kreuzrippen und die Fensterlaibungen waren bunt verziert, oft mit floralen Mustern. Über dem linken Zugang zur Sakristei können Sie eine solche Ausgestaltung aus der zweiten Fassung sehen. An der Südwand, rechts neben der Sakristei, finden Sie eine weitere Darstellung eines Stammbaums, ähnlich dem Wandbild in der Langen Halle.

Auch im Kreuzgang sind die Konsolen und Schlusssteine kunstvoll verziert worden. Im nördlichen Kreuzgangflügel, parallel zur Langen Halle, sehen Sie unter anderem einen Fuchs, der den Gänsen eine Predigt hält. Finden Sie den Schlussstein mit dem Motiv?

Cloister (East)

You are now in the cloister. Cloisters are normally built around the quadrangle of the friary. They serve to connect the rooms and buildings of the friary. Friars used the cloister for contemplation, introspection and religious reflection. They would walk through the cloister, praying and thinking.

Many friaries, including those of the Dominicans, have two cloisters. One of them was open to the public, so that visitors and friars could meet there. The second was only used for contemplation. Here in the Castle Friary there has only ever been one cloister, however. Some historians have conjectured that the Dominicans here in Lübeck were perhaps particularly close to the people. That cannot be said for certain, however.

The cloister was probably built in 1350 in the course of extensive building work throughout the friary. As all the rooms in the friary, it was painted in bright colours. A total of six different versions of paintings have been identified in the cloisters. The vault ribs and the window jambs were richly decorated, often with floral patterns. Above the left entrance to the sacristy you can see one of these designs from the second version. On the south wall, to the right of the sacristy, you will find another depiction of a family tree, similar to the wall painting on the Long Hall.

The consoles and keystones in the cloister are also elaborately decorated. In the north wing of the cloister, parallel to the Long Hall, there is a picture of a fox preaching to a gaggle of geese. Can you find the keystone with this motif?

06
Sakristei
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Hinter den beiden Fenstern können Sie einen Blick in die Sakristei werfen. Der Raum grenzte rechts an die ehemalige Burgkirche. In der Sakristei einer Kirche werden die für den Gottesdienst wichtigen Dinge aufbewahrt, zum Beispiel liturgische Gewänder, Leuchter und Hostien. Nach der Auflösung des Klosters wurde die Sakristei von den Vorstehern des Armenhauses, das im Gebäude untergebracht war, genutzt und wird seitdem auch Herrenzimmer genannt.

Als Ende des 19. Jahrhunderts das Kloster umgebaut und ein Gerichtsgebäude an das Kloster gebaut wurde, wurde auch die Sakristei verändert. Die Fenster wurden von der Ost- an die Südwand verlegt, dort sind sie noch heute. Die Gewölbemalerei an der Decke der Sakristei stammt ebenfalls aus dieser Zeit. Der Architekt Ferdinand Münzenberger gestaltete sie nach historischen Vorbildern.

Deutlich älter, nämlich vom Beginn des 15. Jahrhunderts und damit noch aus der Klosterzeit, sind die Wandmalereien an der Nordwand des Raumes, also links von Ihnen. Auf der rechten Seite ist eine Volksmesse dargestellt. Auf dem linken Teil der Wand ist die Gregorsmesse abgebildet. Mit der Darstellung dieser Messe nehmen die Dominikaner zu einem theologischen Streit ihrer Zeit Stellung.

Dargestellt ist die Legende, nach der Papst Gregor I., während der Feier der Eucharistie, des Abendmahls, in Santa Croce in Gerusalemme in Rom Christus leibhaftig mit seinen Marterwerkzeugen erschienen und sein Blut in den Kelch des Papstes geflossen sein soll, um den Zweifel an der kirchlichen Transsubstantiationslehre zu zerstreuen. Diese Messe ist ein beliebtes Motiv des 15. und 16. Jahrhunderts. Die Brüder des Burgklosters bekannten damit ihren Glauben an die tatsächliche Wandlung von Brot und Wein in Fleisch und Blut Christi.

Leider kann die Sakristei zurzeit nicht mehr betreten werden. Durch das Öffnen und Schließen der Tür kommt es zu Schwankungen im Raumklima, worunter die Wand- und Deckenmalereien, vor allem aber der außerordentlich empfindliche Schmuckfußboden leiden. Der Boden besteht aus roten, schwarzen und weißen Ziegelplättchen. Seit seiner Verlegung, Ende des 15. Jahrhunderts, hat der Fußboden stark gelitten. Die Versuche, den Boden zu restaurieren, blieben leider bisher erfolglos, und heute ist er in einem dramatischen Zustand.

Um den Boden nicht weiteren Belastungen auszusetzen, haben sich Denkmalschützer und Restauratoren entschieden, den Zugang zur Sakristei bis auf weiteres einzuschränken.

Sacristy

Behind the two windows you can catch a glimpse of the sacristy. This room used to be on the right of the former Castle Church. The sacristy of a church is used to keep important things needed for the services, such as vestments, candlesticks and hosts. Once the friary had been dissolved the sacristy was used by the superintendents of the almshouse established in the building, so it has since been known as the „Gentlemen’s Room“.

When the friary was altered at the end of the 19th century and the law courts were added the sacristy was modified too. The windows were moved from the east to the south wall, where they still are today. The paintings on the ceiling of the sacristy also date from this period. Architect Ferdinand Münzenberger designed them based on historic patterns.

The paintings on the north wall of the room, so to your left, are much older, namely from the early 15th century, when the building was still used as a friary. A fair is depicted on the right side. On the left side of the wall you can see the mass of St. Gregory. This picture of the mass represents a comment by the Dominicans on one of the theological debates of their time.

It depicts the legend that while he was celebrating the Eucharist in the Basilica of the Holy Cross in Jerusalem in Rome, Pope Gregory I saw Christ appear to him in the flesh with the instruments of his torture. His blood was said to have flown into the Pope’s chalice, dispelling any doubts regarding the Church’s doctrine of transubstantiation. This mass is a popular motif in the 15th and 16th centuries. The friars of the Castle Friary thus demonstrated their belief that the bread and wine was actually turned into the flesh and blood of Christ during the mass.

Unfortunately, it is not possible to enter the sacristy at the moment. Opening and shutting the door causes the air quality in the room to fluctuate, which does great harm to the wall and ceiling paintings, but above all to the extremely sensitive ornamental flooring. The floor consists of small red, black and white tiles. Since it was laid at the end of the 15th century the floor has suffered severe damage. Attempts to restore it have so far been unsuccessful and today it is in a terrible condition.

The listed buildings department and the restorers have therefore decided to restrict access to the sacristy until further notice, in order to save the floor from deteriorating any further.

07
Kapelle
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Dieser hohe Raum wurde zur Zeit des Klosters wohl als Kapelle genutzt, als ein abgeschlossener Nebenraum zur Durchführung von Gottesdiensten. Die Kapelle gehörte zur Maria-Magdalenen-Kirche, die auch Burgkirche genannt wurde. Die Kirche stand direkt an der südlichen Wand des Kreuzgangs und dieser Kapelle. Von der Kirche sind heute nur noch drei Seitenkapellen erhalten, die Sie von außen besichtigen können. Auf dem Platz vor dem Burgkloster sind die Grundrisse der Kirche in den Fußboden eingelassen.

Die Klosterkirche war zu Zeiten der Dominikaner mit verschiedenen Altären ausgestattet, die von wohlhabenden Bürgern und Bruderschaften gestiftet wurden. Mit Gaben an die Dominikaner erhielten die Spender die Zusage der Mönche, regelmäßig Messen zum Wohle der Stifter zu lesen. Solche Messen waren wichtig für das Seelenheil. Diese Gaben kamen Ablasszahlungen gleich.

Nach der Reformation und der Auflösung des Klosters fanden evangelische Gottesdienste in der Kirche statt. Auf Grund des schlechten Baugrunds kam es immer wieder zu Einstürzen in der Kirche. Im späten 16. Jahrhundert wird vom Zusammenstürzen ganzer Pfeiler berichtet. 1818 begann dann der endgültige Abriss der Kirche.

Die Kapelle hatte wohl seit Baumaßnahmen um 1400 ein Kreuzgewölbe, die unteren Enden der Bögen können Sie noch in den Ecken des Raumes erkennen. Ende des 19. Jahrhunderts wurde das Gewölbe beseitigt und eine flache Decke eingezogen. In der Kapelle wurden insgesamt fünf unterschiedliche Fassungen der Malerei festgestellt. Die dritte Fassung ist die Bemerkenswerteste. Sie sehen Ihre Reste etwa auf halber Raumhöhe auf der Nordwand zum Kapitelsaal. Die Malerei zeigt mehrere Weihekreuze, die auch als Radkreuze bezeichnet werden. Diese Kreuze wurden besonders wertvoll ausgeführt. Die Malerei ist sehr detailliert und es wurden hochwertige Farben verwendet. Sowohl das Motiv der Weihekreuze als auch ihre besondere Ausführung entsprechen der Nutzung des Raumes als Kapelle.

Zur Zeit der Nutzung der Klostergebäude als Armenhaus diente die Kapelle als Leichenkammer.

Chapel

At the time of the friary this high room was probably used as a chapel, a separate side room for celebrating mass. The chapel belonged to the church of St. Mary Magdalene, which was also called the Castle Church. It stood directly at the southern wall of the cloister and this chapel. Only three side chapels still remain of the church, which you can visit from the outside. The outlines of the church have been embedded in the floor of the square in front of the Castle Friary.

At the time of the Dominicans the friary church included various altars that had been donated by wealthy citizens and confraternities. In exchange for their donations the Dominicans promised to celebrate regular masses on behalf of the donors. These masses were important for the patrons‘ salvation, so their donations amounted to payments for indulgences.

After the Reformation and the dissolution of the friary Protestant services were held in the church. However, the poor quality of the building land repeatedly caused parts of the church to collapse. In the 16th century there are reports that whole pillars fell down. The final demolition of the church began in 1818.

Following building work around 1400 the chapel probably had a vaulted ceiling. You can still see the lower ends of the arches in the corners of the room. At the end of the 19th century the vaults were removed and a flat ceiling installed. Five different versions of wall paintings have been found in the chapels. The third version is the most remarkable. You can see the remains of it about half way up the north wall to the chapterhouse. The painting shows several consecration crosses, or rounded crosses, which have been painted with particular care. The brushwork is very detailed and high-quality paints were used. Both the motif of the consecration crosses and their outstanding workmanship correspond to the use of the room as a chapel.

When the friary building was used as an almshouse the chapel served as a mortuary.

08
Kirchenfenster
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Die Kirchenfenster, die Sie hier in der Kapelle präsentiert sehen, stammen aus der ehemaligen Maria-Magdalenen-Kirche des Burgklosters. Die erste Klosterkirche war beim Lübecker Stadtbrand 1276 zusammen mit einem großen Teil des Klosters zerstört worden. Um 1400 wurde eine neue Kirche errichtet. Im Chor dieser Kirche hingen die Fenster bis zum Abbruch des Gebäudes. Die Fenster wurden 1818 ausgebaut. Einige Teile wurden in die Lübecker Marien-Kirche gebracht. Dort wurden die Fenster an ihren neuen Standort angepasst. Der Rest der Fenster wurde eingelagert.

Während eines Bombenangriffs im zweiten Weltkrieg zerstörten die herabfallenden Glocken Sankt Mariens die Fenster. Anhand von Aquarellzeichnungen aus dem 19. Jahrhundert konnten sie teilweise rekonstruiert werden. Die Fenster sind nun im Sankt-Annen-Museum ausgestellt.

Die Fensterfragmente, die hier vor Ihnen stehen, waren während des Krieges eingelagert und überstanden die Bombennächte unbeschadet. Sie sehen Szenen aus dem Leben des Hieronymus und vom Wirken der Maria Magdalena, der Schutzheiligen und Namenspatronin des Klosters.

Church Window

The church windows you see here in the chapel come from the former church of St. Mary Magdalene at the Castle Friary. The first friary church was destroyed, along with a large part of the friary, when a fire swept through the city in 1226. A new church was built in around 1400. The windows hung in the choir of this church until it was demolished. They were removed in 1818. Parts of the windows were taken to St. Mary’s Church in Lübeck, where they were adapted to fit their new surroundings. The rest were put into storage.

In a bombing raid during the Second World War the church bells fell down and destroyed the windows. Watercolour drawings from the 19th century enabled parts of them to be reconstructed. Now the windows are on display in the Sankt-Annen Museum.

The fragments of the windows you see before you now were in storage during the war and so survived the bombing raids undamaged. You can see scenes from the life of St. Jerome and the works of St. Mary Magdalene, the patron saint of the friary.

09
Kapitelsaal
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Der Kapitelsaal ist die Versammlungsstätte eines Konvents. Hier in diesem Saal versammelten sich die Mönche, um die Angelegenheiten des Ordens zu besprechen oder geistliche Lesungen zu hören. Üblicherweise befindet sich der Kapitelsaal im Ostflügel des Klosters. Hier in Lübeck ist das anders. Vielleicht verlegte man den Kapitelsaal nach Westen, um ihn nicht dem Lärm der Großen Burgstraße auszusetzen.

Der Kapitelsaal wurde wohl in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts zusammen mit dem Kreuzgang errichtet. Um 1400 wurde der Saal umgebaut und eingewölbt. Auch danach wurde der Raum immer wieder verändert.

In der Mauerwerksöffnung im Nordosten können Sie noch einen Blick auf die Wandgestaltung des ursprünglichen Kapitelsaals werfen. Dargestellt ist eine Kreuzigungsszene. Die stehende Figur, die ein Buch hält, ist vermutlich Johannes, darüber ist ein Engel zu sehen. Zur Gestaltung des ersten Saals gehört auch eine kleine Darstellung zweier Männer auf einem Boot. Die Malerei finden Sie im Südwesten des Kapitelsaals über der Tür an der Außenwand. Die rechte Figur stellt einen Dominikaner in Ordenstracht und mit Tonsur dar. Links im Boot steht vor einem Anker ein weiterer Mann mit der Hand an seinem Schwert.

Die Darstellung einer solchen maritimen Szene ist außerordentlich selten. Die Abbildung eines Bootes spielt vermutlich auf den in Lübeck betriebenen Seehandel an. Die Dominikaner zeigen damit einmal mehr ihre Verwurzelung in der städtischen, profanen Lebenswelt, die um das Kloster geherrscht hat. Sie sehen sich als Teil der Hanse- und damit der Handelsstadt Lübeck.

Wie Sie sicher bemerkt haben, unterscheiden sich bei den Deckenmalereien die zwei nördlichen Joche deutlich von den anderen. Es handelt sich bei den Ausmalungen wohl um die zweite Fassung, die um 1500 entstanden ist. Diese Fassung wurde 1984 freigelegt. Sie sehen florale Ornamente, die den Rippen folgen. Den Schlusssteinen erwachsen aus Blütenständen Engel mit Spruchbändern.

Die restlichen Joche des Kapitelsaals sind ähnlich gestaltet. Diese Fassung stammt jedoch vom Ende des 19. Jahrhunderts. Anlässlich der Ausstellung einer Kunstgewerbesammlung im Jahr 1878 wurden die Joche neu ausgemalt. Damals orientierte man sich an einer mittelalterlichen Gestaltung. Es sind nur Details, wie die leicht andere Musterung der Kreuzrippen, die sie von der ursprünglichen Fassung unterscheiden.

Chapterhouse

The chapterhouse is the meeting place in a friary, a cathedral or a monastery. Here in this room the friars met to discuss the business of the order or to hear spiritual readings. In a monastery the chapterhouse is usually in the east wing. Here in Lübeck it is different. Maybe they moved the chapterhouse to the west so that it would be away from the noise on Große Burgstraße.

It is thought that the chapterhouse was built in the first half of the 14th century along with the cloister. In around 1400 the room was altered and a vaulted ceiling added. Further alterations to the room were made at later dates.

In the wall opening to the northwest you can still catch a glimpse of the wall painting in the original chapterhouse. It shows a crucifixion scene. The standing figure, holding a book, is probably St. John and above him is an angel. Another decorative element of the first room is a small picture of two men in a boat. You can find the painting in the southwest of the chapterhouse over the door in the outside wall. The figure on the right shows a Dominican in the habit of his order and with a tonsure. On the left of the boat, before an anchor, stands another man with his hand on his sword.

The depiction of a maritime scene such as this is extremely rare. The boat presumably refers to the maritime trade that was such a feature of Lübeck. Once again, this shows how deeply the Dominicans were implanted in the urban, secular world that surrounded their friary. They see themselves as part of the Hanse – and of Lübeck as a commercial city.

As you will probably have noticed, the paintings on the two northern bays of the vaulted ceiling are quite different to the others. They are thought to be the second version, which was applied in around 1500. This version was revealed in 1984. You can see floral ornaments following the ribs. Angels with scrolls are emerging from clusters of flowers on the keystones.

The other bays in the chapterhouse are similarly decorated. However, this version dates from the end of the 19th century. The bays were repainted in 1878 for the exhibition of an arts and crafts collection. At the time the intention was to imitate a medieval design. It only differs from the original version in a few details, such as the slightly different pattern.

10
Schachkonsole
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Hier im westlichen Flügel des Kreuzgangs haben Sie eine bemerkenswerte Konsole vor sich. Es ist die sogenannte Schachkonsole. Sie zeigt detailreich ein Paar beim Brettspiel. Das spezielle Muster des Spielbretts mit abwechselnd weißen und schwarzen Flächen weist es als Schachspiel aus. Die Spielpartner sind der Kleidung nach adelig. Rechts sitzt der Mann, links die Frau. Ursprünglich war auch diese Konsole farbig gestaltet. Sie können bei genauem Hinsehen noch die Farbreste erkennen. Sehen Sie die Reste roter Farbe auf dem Gewand der Dame?

Doch wie kommt eine Szene eines profanen, also weltlichen Spiels in einen geistlichen Ort wie dieses Kloster?

Im Mittelalter waren verschiedene Spiele weit verbreitet. Die Menschen vertrieben sich die Zeit mit Brett- und Würfelspielen. Man kannte aber auch sportliche Spiele, zum Beispiel mit Bällen. Gespielt wurde in allen gesellschaftlichen Schichten.

Das Schachspiel hat zusätzlich eine besondere Bedeutung. Man kann das Spiel als Allegorie, also als Abbild der mittelalterlichen Gesellschaft mit ihren drei Ständen sehen. Es gibt die Adeligen, die Geistlichen sowie die Bürger und Bauern.

Während viele Geistliche das Spielen ablehnen, stehen die Dominikaner ihm wohlwollend gegenüber. Der berühmte Dominikanermönch Thomas von Aquin sieht schon im 13. Jahrhundert das Spielen als Möglichkeit, sich zu entspannen. Er ist davon überzeugt, dass das Spielen für die Erholung des Menschen von der Arbeit wichtig ist.

Die Dominikaner zeigten mit der Aufstellung dieser Schachkonsole hier im Kreuzgang, dass sie sich der Bedeutung des Spielens bewusst waren. Zugleich zeigt die Konsole auch, dass sie ihren Ort innerhalb Gesellschaftsordnung, also der Ständegesellschaft, kennen.

Schließlich besagt die Position der Konsole im Kreuzgang, dass die Mönche ihre Ball- und Brettspiele wohl hier gespielt haben.

Chess Console

Here in the west wing of the cloister you have a remarkable console before you. It is known as the chess console and gives a detailed picture of two people playing chess. The pattern on their board, with alternating black and white squares, shows it to be a game of chess. Judging by their clothes, the players are members of the nobility. To the right is the man and to the left the woman. Originally this console was also brightly painted. If you look closely you can still see fragments of paint. Can you see the remains of the red paint on the lady’s robe?

But what is this scene of a profane, i.e. secular game doing in a consecrated place like this cloister?

A number of games were very widespread in the Middle Ages. People passed the time with board and dice games. They also had sporting games, though, with balls, for example. Games were played by all classes of society.

The game of chess has an additional significance. It can also be seen as an allegory, i.e. a symbolic representation of medieval society, with its three estates. There are the nobles, the clergy and the commoners.

Although many clerics dismiss games, the Dominicans have great sympathy for them. In the 13th century the famous Dominican theologian Thomas Aquinas said that games were a means of relaxation. He believed firmly that playing is important for people to recuperate from their work.

By placing this chess console here in the cloister, the Dominicans showed that they were aware of the importance of play. At the same time the console shows that they knew their position in the hierarchy of which the social order was composed.

Finally, the position of the console in the cloister suggests that the friars would have played their ball and board games here.

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