Dr. Bart Holterman
Auf der Spur des Stockfisches – Hansische Kaufleute auf Island, Shetland und den Faröern

Im späten 15. und 16. Jahrhundert betrieben Kaufleute aus Bremen und Hamburg – einige auch aus Lübeck und Oldenburg – einen regen Handel mit den nordatlantischen Inseln Island, Shetland und den Färöern. Sie wurden getrieben durch die große Nachfrage nach lang haltbarem Trockenfisch auf dem europäischen Markt. Der Handel mit diesen sogenannten Schatzländern der norwegischen Krone war aus hansischer Sicht umstritten, war er doch in den Privilegien des Hansekontors in Bergen (Norwegen) verboten. Das Thema löste damit viele Debatte auf den Hansetagen aus.

Auf den Inseln waren die Handelsvoraussetzungen sehr unterschiedlich von den Häfen an der Nord- und Ostseeküste. Die lange Reise auf hoher See, das Fehlen städtischer Zentren und Hafenanlagen und das Verbot einer dauerhaften Niederlassung stellten die Kaufleute vor Herausforderungen. Bisher wurde davon ausgegangen, dass die Kaufleute dabei auf alte Handelsformen zurückgreifen mussten, und wurde der hansische Handel im Nordatlantik als rückwärtsgewandt gekennzeichnet. Anhand der Organisationsstrukturen, der Beziehungen der Kaufleute untereinander und auf den Inseln und ihrer sozialen Position in den norddeutschen Städten, wird im Vortrag gezeigt, dass dies keineswegs der Fall war. Vielmehr ist der Handel mit den nordatlantischen Inseln ein Beispiel für die Anpassungsfähigkeit der hansischen Kaufleute an die wirtschaftliche Strukturwandel im Spätmittelalter und der frühen Neuzeit.