Programm 2023
2023 im Europäischen Hansemuseum
Im Rahmen seiner Jahrespressekonferenz stellt das Europäische Hansemuseum sein Programm und die Höhepunkte für 2023 vor. Nach einem erfolgreichen 2022, in dem neben der Sonderausstellung »Guter Stoff. Textile Welten von der Hansezeit bis heute« auch die Dauerausstellung des Museums weiterentwickelt und um den digitalen Rundgang »Abenteuer Hanse« erweitert wurde, stehen für 2023 verschiedene Aktionen und Aktivitäten auf dem Programm. Neben der Neugestaltung der Inszenierung »London«, die 2023 fertig werden soll, feiert die Forschungsstelle für die Geschichte der Hanse und des Ostseeraums (FGHO) ihr 30-jähriges Jubiläum. Im Juni geht das Kulturfest »Unter dem Ahornbaum« in die zweite Runde. Ein kurzer Rückblick präsentiert das vergangene Jahr 2022, das mit 94.000 Museumsgästen zu Ende gegangen ist.
Das Ausstellungshighlight 2023 bleibt die Sonderausstellung »Guter Stoff. Textile Welten von der Hansezeit bis heute«. Die Schau vereint Produktion, Handel und Konsum von Textilien im Mittelalter mit dem Aspekt der Nachhaltigkeit und Modeindustrie von heute. Besonderer Höhepunkt der Ausstellung ist eine ca. 600 Jahre alte Kindertunika aus dem Archäologischen Museum in Danzig, die in ihrem guten Zustand eine absolute Seltenheit ist. Sensationelle Funde wie diese ermöglichen einen faszinierenden Blick in die damalige Mode. Eine weitere Besonderheit ist die interaktive Multimediastation »Das Lebende Buch« – ein hochwertig gebundenes Buch im Großformat, das durch Berührung und Blättern digital aktiviert wird: Vor den Augen der Betrachtenden erwacht die Geschichte des Stoffhandels mit Hilfe von Animationen, Musik und Stimmen zum Leben.
Ein Extra kommt 2023 neu dazu: Seit Beginn des neuen Jahres bietet das EHM die Schulprogramme für Schüler:innen aller Klassenstufen zur Ausstellung »Guter Stoff« kostenfrei an. »In Zeiten, in denen viele Familien sorgenvoll die allgemeinen Preissteigerungen registrieren, ist es zunehmend schwierig, Geld für Museumsbesuche aufzubringen. Wir sind der Überzeugung, dass der Besuch der Ausstellung nicht an fehlenden finanziellen Mitteln scheitern darf«, erklärt Museumsdirektorin Dr. Felicia Sternfeld die Aktion. Zur Unterstützung hat das Museum einen Spendenaufruf gestartet – gespendet werden kann ganz einfach über die Homepage des Museums. »Guter Stoff« ist noch bis 23. April 2023 im Europäischen Hansemuseum zu erleben.
Weiterentwicklung der Dauerausstellung: Neuinszenierung »London«
Bereits 2022 hat das Europäische Hansemuseum damit begonnen, seine Dauerausstellung zur Geschichte der Hanse unter dem Aspekt der Barrierefreiheit und Besuchsfreundlichkeit weiterzuentwickeln. Der Einbau der Inszenierung Bergen ins Haupthaus und der neue Aufzug ermöglicht nun allen Gästen, den Rundgang auf gleiche Weise zu beenden. Für 2023 steht die Neugestaltung der Inszenierung »London« auf dem Programm. In Zukunft tauchen die Museumsbesucher:innen in eine Szenerie des Stalhofs am Ufer der Themse ins Jahr 1478 ein. Der Stalhof war das Kontor der Hansekaufleute in London – ein eigenes Gelände mit einem großen Versammlungshaus, Wohnungen, Lagerkellern, einem Anlegeplatz mit Kran und einer Weinstube. In der atmosphärischen Rauminszenierung erhalten die Gäste spannende Einblicke in das Alltagsleben und die Regeln der Kaufleute im Stalhof, in deren Konflikte und Privilegien. Das Beispiel der Kaufmannsfamilie Rinck ergänzt dies um einen persönlichen Zugang.
Mithilfe einer großflächigen Projektion, einem Einführungsbildschirm mit Film sowie neuartigen Hör- und Hands-On-Stationen wird das neue »London« zu einem multimedialen Raumerlebnis und fügt sich in das Gesamtkonzept der Dauerausstellung mit ihren Inszenierungen und Kabinetten ein. Im Zuge der Neugestaltung erhält auch das Kabinett »London« vielversprechende neue Exponate.
Wie bereits im vergangenen Jahr, wird die Dauerausstellung für den Aufbau der neuen Inszenierung ab dem 27. Februar 2023 noch einmal für kurze Zeit zur Hälfte geschlossen.
Das EHM digital erleben: »Abenteuer Hanse« und »Dielenhaus«
Bereits im November 2022 fiel der Startschuss für das »Abenteuer Hanse«, einen digitalen Rundgang durch die Dauerausstellung des EHM, der gemeinsam mit der Spieleentwicklerfirma Wegesrand umgesetzt wurde. Mit dem eigenen Smartphone oder einem ausleihbaren Tablet werden die Gäste auf Entdeckungstour durch die Hansezeit geschickt. Dabei verknüpft die Anwendung virtuelle Inhalte mit der Ausstellung und erweitert so die räumliche Erfahrung um das Digitale. Mit verschiedenen Rätseln und Spielen begeben sich die Besucher:innen in den Inszenierungen auf die Suche nach dem verschollenen Sohn der fiktiven Hanse-Wissenschaftlerin Amelie von Knoggeburg. »Mit ›Abenteuer Hanse‹ haben wir im EHM ein ganz neues und digitales Vermittlungsformat geschaffen, das es Gästen ermöglicht, mit der Ausstellung zu interagieren, sich spielerisch mit unseren Inhalten auseinanderzusetzen und so die Geschichte der Hanse auf ganz neue Art und Weise zu erleben«, sagt Timo Knoth, Referent Bildung & Vermittlung und Projektleiter. Das Angebot ist für Personen ab 12 Jahren geeignet.
Neben dem neuen Museumsrundgang bietet das Europäische Hansemuseum noch ein weiteres digitales Angebot, das 2023 an den Start gehen wird. Die App »Abenteuer Dielenhaus – Des Kaufmanns Quest« macht einen wichtigen Aspekt der Hanse sichtbar: Das Leben und Arbeiten der Hansekaufleute im Mittelalter.
In »Abenteuer Dielenhaus« betritt man ein virtuelles, historisch nachempfundenes Dielenhaus und trifft dort den Lehrling und die Tochter eines Kaufmanns, die einen durch das Abenteuer begleiten. Kleine Aufgaben und Interaktionen vermitteln spielerisch die bürgerliche Arbeits- und Wohnkultur des Spätmittelalters und zeigen, dass mittelalterliche Dielenhäuser mehr sind als nur das Wohnhaus der Kaufmannsfamilie.
Nach Art von Escape-Room-Spielen – man hat 30 Minuten Zeit – und im Comic-Video-Stil erzählt, ist das »Dielenhaus« besonders für Jugendliche und Schulklassen attraktiv. Die App versteht sich als Erweiterung der Ausstellungsinhalte und kann unabhängig vom Museumsbesuch gespielt werden.
Wie »Abenteuer Hanse« ist auch das »Abenteuer Dielenhaus« in Kooperation mit der Firma Wegesrand entstanden. Die Veröffentlichung der App ist für Februar 2023 geplant.
Entwickelt wurden »Abenteuer Hanse« und »Abenteuer Dielenhaus« im Rahmen von »dive in. Programm für digitale Interaktionen« der Kulturstiftung des Bundes, gefördert durch die Beauftragte für Kultur und Medien (BKM) im Programm NEUSTART KULTUR.
30 Jahre FGHO
In den vergangenen 30 Jahren hat sich die Forschungsstelle für die Geschichte der Hanse und des Ostseeraums (FGHO) in verschiedenen Projekten und eigenen wissenschaftlichen Arbeiten engagiert und Lübeck als Standort für Hanseforschung etabliert. 2023 feiert sie ihren 30. Geburtstag. Bereits zu Beginn der 1990er Jahre bemühte sich Rolf Hammel-Kiesow, ehemaliger und erster Leiter der FGHO, um die Einrichtung einer Forschungsstelle für Lübeck und die Hanse. Aus den Ideen und Bemühungen entstand im Jahr 1993 die FGHO, die zunächst dem Amt für Kultur und später dem Archiv der Hansestadt Lübeck angeschlossen war. Rolf Hammel-Kiesow begleitete zugleich die Konzeption und Umsetzung des Europäischen Hansemuseums, in das die FGHO seit 2015 eingegliedert ist. Unter dem Motto »Hanse für alle. Forschung für alle« lädt die FGHO Interessierte am 11. März 2023 zu einem Festtag ein. Die Gäste erwartet ein vielfältiges Mitmach-Programm mit drei verschiedenen Workshops, um die Arbeit der FGHO kennenzulernen.
Neben ihrem Jubiläum setzt die FGHO 2023 auch ihre erfolgreichen Formate wie die Vortragsreihe »Handel, Geld & Politik« sowie das Citizen Science-Projekt »Hanse.Quellen.Lesen!« fort. Dazu wird es am 28. April 2023 einen weiteren Citizen Science-Tag geben, bei dem interessierte Laien und Forscher:innen zusammenkommen, um gemeinsam an Hansequellen zu tüfteln.
»Unter dem Ahornbaum«: Ein Fest für und mit Lübecker:innen
Nach der erfolgreichen Premiere im Sommer 2021 geht das Kulturfest »Unter dem Ahornbaum«, welches das EHM gemeinsam mit Tilo Strauss (»Slam A Rama«) und Carolin Peter (Tonfink) auf die Beine stellt, in die zweite Runde.
Am Samstag, 17. Juni, und Sonntag, 18. Juni 2023, treffen Künstler:innen und Kulturschaffende aus Danzig und Lübeck unter dem Ahornbaum im Innenhof des Europäischen Hansemuseums aufeinander und bieten ein vielfältiges Programm aus den Bereichen aktueller Musik, Theater, moderner Tanz, Bühnenliteratur, Film und Performance.
Dabei darf sich das Publikum auf eine abwechslungsreiche Mischung freuen, die sogar an die Sonderausstellung »Guter Stoff« des Europäischen Hansemuseums anknüpft: So stellen die Modedesignerinnen Alicja Karska und Anna Witkowska (ihre Marke »Szare Wrony« steht für hochwertige Upcycling-Mode) gemeinsam mit der Lübecker Werkstatt »Luxusbaba« beim Fest ihre Designs aus und geben Workshops vor Ort. Die Danziger Performance Künstlerin Dana Chmielewska und ihr All Women Performance Kollektiv »polyestra« treffen mit ihrer Aufführung auf die Lübecker Tanztheatergruppe Tanzortnord. Und der international agierende Klangkünstler Florian Tuercke wird mit dem Danziger Jazz-Schlagzeuger Krzysztof Topolski ein Duo-Konzert mit selbstgebauter Longboard-Harfe geben. Beim Workshop mit dem legendären Danziger Streetdancer Adrian Lipskee Lipiński und der Lübecker Movement Family können die Besucher:innen selbst die Hüften schwingen und sich im Streetdance ausprobieren. Darüber hinaus sind Oh FYO! und Abarra, die Karaoke Bigband unter Leitung von Christian Sondermann sowie Lübecks Freibeutermukke unter dem Ahornbaum dabei.
Auch dieses Mal ist die Idee der Partizipation von zentraler Bedeutung. Und die beginnt bereits vor dem Fest: In Workshops mit dem Lübecker Künstler Stephan Jäschke und der Danziger Künstlerin Julia Tymańska werden Leinwände bemalt, Lampions gebaut und Kostüme für Tanz- und Performancevorführungen hergestellt. Darüber hinaus werden Lübecker Schulen, Jugend-initiativen wie zum Beispiel Mixed Pickles, die Kunst- und Musikschule sowie andere Institutionen und Einzelpersonen eingeladen, das Fest mitvorzubereiten und mitzugestalten. Unter dem Hansegedanken – den Austausch zwischen Hansestädten auch in der heutigen Zeit kulturell erlebbar zu machen – schafft das Fest so einen Ort des Zusammenkommens von Kulturschaffenden mit den Bürger:innen und Gästen Lübecks. Der Eintritt für das Fest ist kostenfrei.
Rückblick: Die Zahlen aus 2022
Mit 2022 ist – nach der herausfordernden Pandemie-Zeit – ein positives Jahr für das Europäische Hansemuseum zu Ende gegangen. 2022 stand das Europäische Hansemuseum im Zeichen von LEGO und Textilien. So ging die bis dato erfolgreichste Ausstellung in Lübeck mit rund 42.000 Gästen am 24. Juli 2022 zu Ende: Aus bunten LEGO Steinen hatte das EHM die Welt der Hanse völlig neu inszeniert und für kleine wie große Gäste anschaulich erlebbar gemacht. »Hanse steinreich – eine LEGO Zeitreise« ist nun auf Wanderschaft durch weitere nationale und internationale Museen.
Auch 2022 war die Anzahl der Personen, die sich gleichzeitig in den Ausstellungsräumen des EHM aufhalten durften zum Teil noch begrenzt sowie der hintere Teil der Dauerausstellung aufgrund von Baumaßnahmen geschlossen, dennoch hat das Museum viele Besucher:innen begrüßen dürfen. Insgesamt wurden 94.000 Besuche gezählt. 2022 haben insgesamt 1.081 Gruppen das EHM besucht, davon 561 Schulklassen. Seit Mai hatte das EHM kostenfreien Eintritt für geflüchtete Menschen angeboten; seither haben rund 300 Gäste aus der Ukraine das Museum besucht.
Im digitalen Raum hatte das EHM ebenfalls wieder zahlreiche Besucher:innen. 2022 wurden insgesamt 245.928 digitale Besuche gezählt (Personen, die über die Website sowie Social-Media-Kanäle mit Inhalten des Museums in Berührung gekommen sind).
Darüber hinaus lockten kleinere und größere Veranstaltungen ins Europäische Hansemuseum. Darunter war auch das große Museumsfest zum Internationalen Museumstag (IMT), das nach zwei Jahren Pandemie endlich wieder mit zahlreichen Gästen und Kooperationspartner:innen vor Ort auf dem Gelände des EHM stattfinden konnte.