Dr. Cristina Sasse (Leipzig)
Finden und gefunden werden. Die Bedeutung von Adressbüchern
für Kommunikation und Handel (1670–1830)
Ab dem späten 17. Jahrhundert entstanden vielerorts in Europa Adressbücher – gedruckte Personenverzeichnisse, die Namen, Berufe und Adressen miteinander verknüpften. In ihren unterschiedlichen Erscheinungsformen erfreuten sie sich knapp drei Jahrhunderte lang großer Beliebtheit. Ihr Kern- und Ursprungselement waren listenartige Aufstellungen über die Händler, Handwerker, Dienstleister und Beamten einer Stadt oder Region. Hinzu kamen später auch größere Teile der Einwohnerschaft.
Während Adressbücher in manchen Territorien vorwiegend Funktionen der Repräsentation und der obrigkeitlichen Kontrolle erfüllen sollten, kam ihnen insbesondere in England eine wichtige Rolle im wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Leben zu. Denn die in ihnen enthaltenen Information erlaubten es, Geschäftsbeziehungen anzubahnen und aufrechtzuerhalten, potenzielle Kunden bzw. Verkäufer zu identifizieren, Kreditwürdigkeit einzuschätzen, Infrastrukturen zu überblicken und Wege zu planen. Darüber hinaus dienten sie oft auch als Reiseführer und Unterhaltungsmedium.
Der Vortrag wird einen Überblick über Adressbücher als gesamteuropäisches Phänomen geben und dann am Beispiel verschiedener englischer ‚directories‘ aus der Zeit zwischen 1670 und 1830 aufzeigen, wie diese Bücher als Wissens- und Orientierungsmedien funktionierten und genutzt wurden.
